Dieses Geheimnis habe ich inzwischen herausgefunden. Man hat einen genormten Platzbedarf für eine Person, misst den noch freien Innenraum und kann so die Zahl errechnen. Diese Beobachtung führte mich dazu, mir nicht nur – wenn auch in erster Linie – über Stehplätze Gedanken zu machen, die im Gegensatz zu Sitzplätzen oft gar nicht in realer Form als Gegenstand existieren, sondern grundsätzlich über Orte des Aufenthaltes nachzudenken, z.B. der Ort vor einer Tür, an der man geklingelt hat und nun wartet, ob jemand öffnet und man auch nicht immer weiß, wer öffnet. Das kann ein Moment sein, in dem man auch eine gewisse nervöse Anspannung empfindet, denn man befindet sich in einer ungeklärten Situation.
Aufenthalt hinterlässt auch Spuren, z.B. Flecken an der Wand über dem Sofa, wo man immer sitzt – auch wenn man sein Haar regelmäßig wäscht! In einer Warteschlange muss man den richtigen Platz einnehmen, damit andere sehen, dass man hier ansteht und nicht einfach nur sinnlos herumsteht. Auf einer Party sucht man sich den passenden Stehplatz, um entweder zu signalisieren, dass man konversationsbereit ist, oder das Gegenteil: nicht angesprochen werden möchte. Zur Strafe musste man früher in der Ecke stehen.
Weil man Orte, an denen sich eine berühmte Person länger aufgehalten hat oder ein besonderes Ereignis stattgefunden hat, oft mit einem Denkmal würdigt, entstand die Idee, auch gewöhnlichen Orten des Aufenthalts eine Würdigung zukommen zu lassen, indem sie ein Kunstwerk erhalten. So entstanden die – zumeist – Stehplätze von gewöhnlichen, aber in ihrer Bedeutung dennoch besonderen Orten.